Ostern auf dem Dorf

Wenn ich an Ostern in meiner Kindheit denke, habe ich ihn sofort vor Augen – den Garten meiner Oma Elli.

Ich wohnte damals in einer Kleinstadt namens Tangerhütte in der Altmark, die ich selbstverständlich für den Nabel der Welt hielt – es gab etwa 7000 Einwohner – auf dem Dorf, da wohnte meine Oma. In Sandfurth gab es etwa 50 Häuser, die alle an einer Straße, der Dorfstraße, entlang gebaut waren. Sie verlief parallel zur Elbe – dem Fluss, der die Bewohner des Dorfes ernährte, denn sie alle waren Binnenschiffer. Sie hatten das Dorf zu Beginn des vorigen Jahrhunderts oben auf einem Deich erbaut.

Jedenfalls war Omas Garten riesengroß. Und sie hatte darin Obstbäume, Kartoffeln, Beerensträucher und natürlich Erdbeeren. Noch heute sind rote Johannisbeeren meine absolute Lieblingsfrucht. Der kleine Vorgarten blieb den Blumen vorbehalten.

Ostern begann immer am Sonnabend (so heißt der Samstag in meiner Heimat)  mit dem Färben der Eier in Omas großer Küche. Alle halfen mit, denn es wurden riesige Mengen verschlungen. Noch heute habe ich den großen Teller mit den Einbuchtungen für die Ostereier vor Augen, wohinein wir immer die fertigen Eier legten. Im Garten suchten mein älterer Bruder und ich am Ostersonntag unsere Süßigkeiten und Eier. Während mein Bruder immer im großen Obstgarten suchen durfte, musste ich immer im kleinen Vorgarten zwischen den Blumenrabatten suchen. Damit konnte ich mich nur schwer abfinden, denn der Nutzgarten war ja viel größer – folglich bekam mein Bruder auch mehr als ich. Doch jedes Jahr konnten meine Eltern mich am Ende doch davon überzeugen, dass wir beide gleich viel bekommen hatten. Am Ostermontag trafen wir uns mit den Dorfkindern zum Eiertrudeln – wir ließen unsere gefundenen Ostereier den Deich hinabkullern.

Perfekte Ostern. Das Haus meiner Oma wurde irgendwann verkauft. Heute ist ihr Garten nur mehr ein großer Rasen.

 

Eure Sandra von elbfeeberlin

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