Wenn ich, so wie jetzt, sehr viel an Brautkleidern und Sonderanfertigungen arbeite, habe ich es natürlich mit noch mehr Handarbeit als gewöhnlich zu tun. Und in dieser kontemplativen Phase verbringe ich oft Stunden mit nur einem Teil eines Kleides. Da kommen mir dann zwangsläufig lauter Gedanken, die sonst oft im Alltagsgeschäft untergehen. Zum Beispiel denke ich dann nicht nur über die Stoffe nach, sondern auch über die unterschiedlichen Fadenqualitäten, die ich benutze. Am liebsten – und zwar mit Abstand am liebsten – verwende ich den sprichwörtlich gewordenen seidenen Faden! Oft betone ich damit Säume – diese Verarbeitung ist ja ohnehin selten geworden – aber in meinem Metier ist sie das Tüpfelchen auf dem i. Der seidene Faden ist etwas glatter als ein normaler baumwollener Faden – er gleitet wunderbar durch den Stoff. Wie seidener Stoff glänzt auch er zart und zurückhaltend. Und so werden diese Nähte an den Kleidern – auch wenn Frau sie auf den ersten Blick kaum wahrnimmt – zu etwas ganz Besonderem. Ein zarter Seidenfaden, der auf einem Kreppchiffon schimmert – herrlich traumhaft.
Eure Sandra von elbfeeberlin