Bestof 2020 – Denkwürdigkeiten 2020

 

Puh, es fällt in diesem Jahr wirklich schwer, ein Bestof zusammenzustellen. Vielleicht sollte ich dieses Jahr eher mit dem Wort Denkwürdigkeiten subsumieren. 

Vor lauter Stagnation in der Welt habe ich beruflich noch nie ein so bewegtes Jahr gehabt. Dabei fing es an wie immer. Im Januar kauften traditionsgemäß Menschen noch von ihrem Weihnachtsgeld. Die ersten Brautkleidanfragen und Bestellungen trudelten ein. Im März kam dann die Zäsur. Die Bestellungen gingen aufgrund des ersten Lockdowns brachial zurück. Ich war zugegebenermaßen verzweifelt. Doch dann….nähte ich sechs Wochen lang nahezu ununterbrochen Alltagsmasken.  – Meine erste Denkwürdigkeit. 

Und mir fallen noch weitere ein. Zum einen habe ich in diesem Jahr soviel Ü40-Bräute wie noch nie gehabt. Das freut mich sehr, zeigt es doch, dass die Liebe alters- und zeitlos ist. Und gerade diese Bräute haben mir heuer besonders gezeigt, wie dankbar wir für unsere Leben sein können. Eine dieser Bräute ließ nicht nur sich sondern auch ihren Zukünftigen von mir einkleiden. In diesem Jahr durfte ich eine alte Schulfreundin von mir einkleiden – ein völlig eigenes Glück. Ganz besonders wuchs mir die Kundin ans Herz, die ganz unkompliziert in mein   Atelier geschneit kam und sich innerhalb von 25 Minuten ein Kleid, Stola und die  passende Handtasche bestellte. Ich hätte sie am liebsten umarmt, denn sie kam zu einem Zeitpunkt, als ich nach mehreren verwaisten Wochen mein Atelier endlich wieder für Kundinnen öffnen durfte. Das durfte ich aufgrund der AHA-Regeln nicht – dennoch: Sie wärmte mein Herz auf ganz besondere Weise. Und ihre Erscheinung als Braut war umwerfend schön. 

Eine weitere Denkwürdigkeit bildeten die Abiballkleider, die ich anfertigen durfte, aber leider nicht für den gewünschten Anlass zum Einsatz kamen. Doch die Mädels ließen sich nicht beirren, ebenso wie ihre Mütter, von denen auch ich eine war. Gefeiert wurde dann in den Kleidern mit Fotoshootings und kleinen Privatpartys. 

Im Herbst schließlich meldeten sich die kurzentschlossenen Bräute – eine bestellte fix ein Musterkleid und ich passte es nur noch ihren Wünschen an, dazu wählte sie bei mir eine Elfenkrone und eine wollene Stola – fertig war der Superstyle für die lässige Waldhochzeit.

Schließlich bin ich jetzt meist mit Strick- und Häkelaufträgen beschäftigt. Direkt zu Saisonbeginn meldete sich eine meiner liebsten Stammkundinnen bei mir und orderte ein Tuch für ihre Frau Mama. 

Und abschließend darf ich in diesem Jahr für eine Winterbraut arbeiten, die, ebenfalls kurz entschlossen wie viele Bräute in diesem denkwürdigen Jahr, noch Ende Dezember heiraten wird.

Was für ein Jahr….Ich bin wirklich gespannt auf das nächste….

Eure Sandra von elbfeeberlin

 

 

Foto: Corinna Radakovits

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