Neulich habe ich den Text einer haitianisch-stämmigen Amerikanerin im „New Yorker“ über die Verwendung von textilen Erbstücken gelesen ….
Sie schrieb darin auch darüber, dass Bandeaus (die ich ja liebe, siehe Blog vom 220724) in der haitianischen Kultur eine große Rolle spielten, aber das nur am Rande… Jedenfalls: Kleidungsstücke, Bettwäsche und Stoffe ihrer Mutter arbeitete sie um, damit sie quasi ihre Mutter weiter bei sich hatte – eine schöne Idee.
Eine Freundin überließ mir neulich einen großen Schatz an feiner weißer Damasttischwäsche von ihrer Mutter. Sie konnte wegen eines Umzugs nicht alles behalten, freute sich, dass ich etwas damit anfangen konnte (in meinem Kopf sprudelten sofort die Ideen) und bat mich außerdem, irgendetwas aus den Stoffen für ihre Schwester und sie als Erinnerung zu zaubern.
Tischwäsche gehörte ja früher ganz klassisch zur Aussteuer vieler Frauen.
(Wikipedia: Mitgift (von mittelhochdeutsch mitegift „das Mitgegebene“) oder Aussteuer (auch Heiratsgut, früher Heimsteuer) bezeichnet Vermögen in Form von Gütern und Hausrat, die eine Braut mit in die Ehe bringt.)
Und auf diesem textilen Vermögen war oft das, selbstverständlich gestickte, Monogramm der Braut zu finden. Dieses wollte ich unbedingt nutzen.
Ich entschloss mich, meiner Freundin und ihrer Schwester Shirts unter Verwendung der zart gemusterten Tischdecken anzufertigen: Mit einer Passe aus eben diesem Stoff, mit dem Monogramm der Mutter darauf und dazu kombiniert ein schöner Jersey.
Nun können die beiden, so oft sie möchten, diese Shirts – die genähten Erinnerungen – tragen. Außerdem sind solche genähten Erinnerungen ja auch schöne Geschenk-Ideen. Und wie meine Schilderung eingangs zeigt: Die Idee der genähten Erinnerungen ist keine, die es nur bei uns gibt.
Eure Sandra von elbfeeberlin