…war eine neue Erfahrung.
Als Workshopleiterin habe ich immer einen Plan, wie ich mit den TeilnehmerInnen das Projekt im vorgegebenen Zeitraum umsetzen kann und möchte. Ich überlege mir, wo die Schwerpunkte und Probleme liegen, beispielsweise das Zuordnen der Schnittteile oder das Reißverschluss einnähen, wie wir diese meistern, damit alle am Ende ein tolles Ergebnis in den Händen halten. Hier sollte es eine Hose sein.
Doch manchmal ist es so, dass die Bedürfnisse der KursteilnehmerInnen in andere Richtungen laufen.
Im ersten Hosenkurs ist genau dies passiert. Ich hatte zwei reizende ältere Damen dabei, die beide schon viel Erfahrung hatten, zudem waren sie die Töchter von Schneiderinnen. Sie waren in herrlicher Plauderlaune und agierten so süß miteinander, dass es eine Freude war, ihnen zuzuhören. Die dritte Teilnehmerin passte zwar alterstechnisch nicht dazu, aber die Chemie stimmte zwischen uns allen. Nach der ersten Aufwärm- und Kennenlernphase ging es an den Zuschnitt. Alle Damen hatten sich denselben Schnitt ausgesucht, was die Arbeit vereinfachte. Wir stellten die nötigen Maße fest, und schnitten nacheinander entsprechend die Teile im Stoff zu. Nach dieser Arbeit ging es ans Zusammenstecken der Teile. Alle Teilnehmerinnen begannen damit. Verblüfft stellte ich an diesem Zeitpunkt fest, dass nur eine Nähmaschine auf dem Arbeitstisch stand. Eigentlich hätten dort drei stehen müssen. Das Gerät konnte ich eindeutig der jüngsten Dame in der Runde zuordnen. „Nein, nein, wir nähen hier nicht, wir heften nur zusammen und passen den Schnitt eventuell an unsere Figur an. Das wollen wir hier lernen. Nähen können wir selbst zu Hause. Die Nähmaschine hierher zu schleppen ist mir auch zu schwer.“
Bumm. Nun verbrachten wir die Zeit damit den Schnitt an die jeweiligen Damenkörper anzupassen, d. h. ich gab nun eher einen Kurs darüber, wie Maßkonfektion funktioniert.
Als Workshopleiterin habe ich gelernt: Habe einen Plan und sei gewappnet, dass Du ihn komplett umwirfst.