In den sozialen Medien ist es üblich, regelmäßig Erinnerungen zu teilen. Facebook und Instagram verweisen andauernd darauf. Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen stammt aus dem geteilten Deutschland.
Von 1954 bis 1987 fand in Leipzig insgesamt neun Mal das sogenannte Turn- und Sportfest statt. Es hatte immer ein Maskottchen – einen Löwen.
1983 fand es auch statt. Damals gehörte ich schon seit einigen Jahren dem Trainingszentrum Schwimmen in meiner Heimatstadt Tangerhütte an, was bedeutete: fünf Mal pro Woche Training, am Sonntag Wettkämpfe und in den Ferien Trainingslager. Ich liebte das!
Und in jenem Jahr gelang es unserem Trainer, einen der begehrten Sportfestlöwen als Wanderpokal vom DTSB (dem Deutschen Turn- und Sportbund der DDR) für unsere Gruppe zu ergattern. Es handelte sich um einen großen Plüschlöwen, der eine goldbraune Mähne besaß und ein Turnhemd und eine -hose anhatte. Am Freitag bekam immer das Kind diesen Löwen, das in der Woche am besten im Training war. Und irgendwann hielt ich ihn in den Händen. Stolz klemmte ich ihn auf dem Fahrradgepäckträger fest, bevor ich nach Hause fuhr, sodass jeder ihn in Tangerhütte sehen konnte.
Ich weiß zwar bis heute nicht, ob das jemanden interessierte – aber mich interessierte es.
Nach einer Woche musste ich ihn traurig wieder abgeben.
Was ich damals noch nicht wusste: Mein Vater hatte indessen alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um so einen Plüschlöwen für mich zu besorgen – und er schaffte es: Da er den Vorsitzenden des Kreisverbandes des DTSB gut vom Fußball kannte (mein Vater war damals Fußballer bei „Stahl Tangerhütte“ – wie mein Bruder) und mein Vater ihn echt belatschert, bekniet und bequatscht hatte, überließ der ihm schließlich eine dieser „Trophäen“ – was war ich an diesem Weihnachtsfest glücklich!
So – das war meine geteilte Erinnerung für heute!
Eure Sandra von elbfeeberlin