Wertsache und Handwerk

Seit vielen Jahren trage ich mittlerweile eine Uhr, die mir mein Mann einmal geschenkt hat. Ich mag diese Uhr sehr, weil sie so zurückhaltend designt, zeitlos und für mich sehr wertvoll ist.

Es handelt sich um eine Dugena aus den 1950ern oder 60ern, die mein Mann bei einem Uhrmacher in Berlin gekauft hat. Sie hat ein goldenes Gehäuse und schlicht ein weißes Ziffernblatt mit schwarzen Zahlen und Zeigern, dabei einen kleinen Durchmesser – nur 15 mm groß ist sie im Durchmesser. Ca. alle 4 Jahre wechsle ich das schwarze Lederarmband gegen ein neues aus.

Nun ging sie seit einigen Tagen nicht mehr und ich beschloss, sie wieder einmal zur Inspektion und Reparatur zu bringen. Schließlich müssen solche mechanischen Uhren regelmäßig gewartet werden.

Der Uhrmacher schaute sie sich an und sagte, er wolle sie sich ansehen und mich anrufen. Eine Reparatur lohne sich auf jeden Fall. Ein paar Tage später kam der Anruf. Er meinte, die Uhr sei 2005 das letzte Mal überholt und repariert worden. Ich fragte ihn, woher er das wisse. Das sei in den Boden der Uhr eingraviert. Ich staunte. Ja, die Uhrmacher, die an Uhren reparieren, gravieren winzige Vermerke in den Uhrenboden darüber, was sie wann an den Uhren gemacht haben. Der Uhrmacher begründete dies ganz einfach damit, dass ja Kassenzettel und Protokolle verloren gingen.

Ich bin nach wie vor beeindruckt, dass es im Handwerk nicht nur Sorgfalt am Objekt gibt, sondern zusätzlich eine Sorgfalt, die dem Besitzer und auch den nachfolgenden Handwerkern zu Gute kommt.

Auf meine aufgefrischte Uhr freue ich mich schon sehr.

 

Sandra von elbfeeberlin