G. wollte unbedingt in eine Keramik-Ausstellung. Und das im Schloss Köpenick. Ich so: Ja, ok. Keramik ist zwar nicht komplett meins, aber G. Ist geschmacks- und stilsicher und schließlich ist sie einer meiner Lieblingsmenschen. Wir haben immer wunderbare Gespräche über Gott, die Welt und was es sonst noch so nebenbei gibt.
Am Eingang des Museums standen eine Handvoll Mitarbeiter. Der Mitarbeiter am Ticketschalter zeigte sich besonders fürsorglich und freundlich, er bedauerte uns, weil wir, wie er, eine Maske tragen mussten. Nach einigem Hin und Her gibt G. Ihren Rucksack in der Garderobe, die auch von ebenjenem mitfühlenden Mann betreut wird.
Der Titel der Ausstellung: „Flora, Fauna, Fabelwesen“. Na, das war nun aber meins. Ich war völlig überrascht von der Komplexität der Malereien und den Bezügen, die sich herstellen ließen.
Es fanden sich Porträts auf Tellern, die sich auf die Keramikmalerei der florentinischen Renaissance bezogen. Wundervoll!
Und ich lernte in dieser Ausstellung, warum ausgerechnet Florenz ein Zentrum der Majolikenmalerei auf Keramik war. Es gab, wie so oft, eine ganz pragmatisch simple Erklärung: Im 14. Jahrhundert brach dort die Pest aus und Ärzte und Apotheker waren auf der Suche nach Gefäßen, die wasserabweisender als Holzkrüge und besser geeignet waren als Metallbehälter – Keramik. Und diese Keramik wurde bemalt. Die Formen und Malereien wiederum nahm sich eine der zeitgenössischen Keramikkünstlerinnen dann zum Vorbild für Gefäße, die sie für eine Berliner Apotheke herstellte. Erhellend.
Eine Künstlerin bezog sich ausdrücklich auf Sybilla Maria Merian – eine Naturforscherin und Künstlerin des 17.-18. Jahrhunderts, deren Bilder von Pflanzen und Insekten ich einmal in Edinburgh gesehen habe und von denen ich begeistert war aufgrund ihrer Verbindung von Schönheit und Präzision. Das war damals übrigens auch eine Ausstellung, in die ich mehr oder weniger zufällig hineingeraten war. Beeindruckend.
Und das schöne war: All diese Bezüge standen dort nicht nur als Erklärung auf einer Tafel an den Objekten, sondern diese Exponate standen zum Teil direkt daneben.
Und ich muss sagen: Diese Verknüpfung von Gebrauchsfähigkeit und Kunst – das ist eben genau meins. Sehr inspiriert begaben wir uns zur Garderobe. Dort meinte der freundliche Mitarbeiter: Ich erinnere mich. Sie waren vorhin hier… Ja. Nach uns gab es noch zwei weitere Besucher….
Ich wollte G. dann unbedingt unser trutschiges Altstadtcafé zeigen, das ich sehr mag. Wir eroberten den gemütlichsten, aber auch größten Tisch – mit Sofa. Der junge Kellner hinterm Tresen bemerkte laut: Da nehmen sich zwei Leute den größten Tisch. Es waren noch drei andere Tische besetzt und jede Menge weitere noch frei – aber dit is eben Berlin, wa. Und Service mit Schnauze haste hier umsonst.
Danke an G. für diesen tollen Nachmittag.
Eure Sandra von elbfeeberlin